Was Technische Redakteure mit Textern gemeinsam haben

„Was macht man denn damit?“ war die häufigste Frage, die mir gestellt wurde, wenn ich von meinem Studium der Technischen Redaktion erzählte. Meine Standardantwort, wenn ich keine Lust auf längere Erklärungen hatte, war „Anleitungen schreiben.“ Ganz so einfach ist es aber natürlich nicht, der Beruf und insbesondere das Studium sind wesentlich vielseitiger.

Technische Redakteure erklären

Technische Redakteure sehen sich als Brücke zwischen Nutzer und Produkt; sie erklären, wie ein Gerät oder eine Software funktioniert – in Text, Bild und Video. Dabei ist es sehr wichtig, die Zielgruppe und deren Bedürfnisse zu erkennen. In welchen Situationen benötigen Autofahrer Hilfe und wie kann man diese einfach und sinnvoll anbieten? Der Bordcomputer ist beim Reifenwechsel wohl unpraktisch, da er im Fahrzeuginneren sitzt. Vielleicht kann hier ein QR-Code im Handbuch auf ein Video verlinken, das genau zeigt, was zu tun ist.

Texter schreiben und erklären

Texter kümmern sich um alles, was mit Worten zu tun hat: Headlines, Werbetexte, Skripte für Videos und alles, was sonst noch Text benötigt. Sie brainstormen, um gute Ideen zu finden, entwickeln daraus ein stimmiges Konzept und schreiben letztendlich die Texte für das, was der Nutzer nachher zu sehen bekommt.

Die beiden Berufsbilder haben ähnliche Qualifikationen und Grundanforderungen

Vielleicht seht ihr schon, die beiden Berufsbilder haben mehr miteinander gemeinsam, als zunächst gedacht:

  • Technische Redakteure und Texter haben immer ein konkretes Ziel vor Augen. Was soll genau kommuniziert werden? Soll der Text die Bedienung einer Software erklären, einen Anruf des Kunden bewirken oder ein Produkt verkaufen? Welchen Nutzen haben die Leser von diesem Text oder Video? Beide Berufsgruppen können sich niemals blindlings ins Schreiben stürzen, ohne sich vorher genau überlegt zu haben, weshalb und wofür. Für Selbstständige bedeutet das, sich mit dem Kunden zusammenzusetzen und das Ziel und die Kernaussage gemeinsam zu formulieren. Keiner hat etwas davon, wenn ein Websitetext toll klingt, aber nicht konvertiert oder eine Anleitung die Leser nur verwirrt.
  • Beide Berufsgruppen behalten immer die Zielgruppe im Blick. Welche Informationen brauchen die Kunden oder Leser und wie können sie verständlich aufbereitet werden? In welcher Situation werden die Informationen benötigt und wie können sie so bereitgestellt werden, dass sie dann auch wirklich genutzt werden können? Auch das gilt sowohl für technische Texte und Anleitungen als auch für Marketingtexte. Kunden, die eine App-Entwicklerin suchen, werden wahrscheinlich nicht über eine Broschüre auf sie aufmerksam werden. Sie suchen online und erwarten eine professionelle Website mit allen wichtigen Informationen und Kontaktdaten. Vermutlich werden sie auch auf Xing und LinkedIn suchen oder stoßen über das interessante Twitterprofil auf die Website. Diese User Journey ist sowohl für Texter als auch für Technische Redakteure wichtig, um für die richtigen Medien und Kanäle zu schreiben.
  • Ob Websitetext, Newsletter oder Onlinehilfe – Texte müssen verständlich sein. Der Grundsatz „So viel wie nötig – so wenig wie möglich“ gilt für Technische Redakteure und Texter gleichermaßen. Leere Worthülsen, Schachtelsätze und seitenlange Monologe will keiner lesen – nicht in der Werbung und auch nicht in der Installationsanleitung des neuen Routers.
  • Struktur, Struktur, Struktur: Dieser Punkt kann für beide Berufsbilder gar nicht oft genug betont werden. Die Gliederung eines Textes ist so wichtig, um ihn für die Leser verständlich zu machen. Überschriften, Zwischenüberschriften, passende Bilder, Bildunterschriften, Videounterschriften – all das hilft, um schnell die richtigen Informationen zu finden und einordnen zu können. Das gilt für Broschüren und Websites genauso wie für Online-Tutorials und Erklärvideos.
  • Der Studiengang Technische Redaktion wird im deutschsprachigen Raum 11 mal angeboten. Einen Studiengang für Texter gibt es so nicht direkt. Man kann eine Ausbildung an verschiedenen Texterschulen machen, Publizistik oder Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studieren. Ihr seht: Beide Berufsbilder gehören nicht zu den klassischen Studienberufen und sind daher voll von Quereinsteigern. Das bringt Positives wie Negatives mit sich – eröffnet aber definitiv auch Chancen.

Was das Ganze mit mir zu tun hat

Mein Studium hat mir unglaublich viel Spaß gemacht und ich fühle mich dadurch sehr breit aufgestellt, was das Konzipieren, Bereitstellen und Vermitteln von Informationen angeht. Gleichzeitig habe ich viel mehr Berufserfahrung als Texterin oder Online-Redakteurin. Dieser Artikel sollte zeigen, warum beides sich für mich sehr gut ergänzt und das eine mir beim anderen hilft.

Falls ihr neugierig geworden seid, meldet euch gerne bei mir.

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